Viele von uns haben sicherlich schon unterschiedliche Methoden im Bereich der Kommunikation ausprobiert oder arbeiten aktiv damit. Klassiker wie „Kanaltheorie“, „4-Ohren-Modell“ oder auch aktives Zuhören werden den allermeisten bekannt sein. Manche haben sich vielleicht auch noch mit neueren Ansätzen, die neurowissenschaftliche Erkenntnisse einbeziehen, wie wie „embodied communication“ von Storch /Tschadcher, beschäftigt oder sammeln Erfahrungen mit Kommunikations- und Entscheidungstools in agilen Kontexten oder auf dem Weg in die Selbstorganisation.

Otto Scharmer baut auf all diesen Methoden und dem dahinter liegenden Wissen auf und bringt eine weitere Dimension mit in Kommunikation ein: der innere Ort, aus dem heraus wir zuhören und miteinander reden.

In seinem jüngsten Buch „The Essentials of Theory U“ beschreibt er die vier Stufen (oder Qualitäten des Zuhörens / des Dialogs). Was hat es mit diesen vier Stufen oder Qualitäten auf sich?

Zuhören – Erster Aspekt: Aus welcher inneren Position heraus höre ich zu?

Stufe 1:

Hier bin ich mit meiner Aufmerksamkeit in meinen alten und eigenen Erlebniswelten und nicht beim Gegenüber. Ich stehe im Mittelpunkt.

Stufe 2:

Ich wage ein wenig den Blick über den Tellerrand hinaus und bemerke Unterschiede zwischen meinen Erfahrungen, Meinungen, Ideen und denen meines Gegenübers. Ich bewege mich auf den anderen zu.

Stufe 3:

Meine Aufmerksamkeit liegt vollständig bei meinem Gegenüber. Mein Gegenüber steht im Mittelpunkt.

Stufe 4:

Das Zuhören geht über mich und den anderen hinaus. Ich gebe dem „Neuen“ einen Raum – und halte den Container.

Der zweite Aspekt: Was bedeutet das denn tatsächlich für Dialog und Kommunikation?

Um Bill O’Brien zu zitieren: The quality of an intervention depends on the interior condition of the intervener“.

Stufe 1: „Downloading“

Hier höre ich gewohnheitsmäßig zu. Vielleicht sind meine Ohren sogar „auf Durchzug“ geschaltet – ich höre zu, und bin gleichzeitig in Gedanken bei ganz anderen Themen. Oder habe eine Haltung von „… nicht schon wieder dieses Thema …“.

Auf Stufe 1 hören wir alle immer wieder mal zu. Das ist menschlich. Nur Neues entstehen kann so nicht.

Stufe 2: „Faktenbasiertes Zuhören“

Hier fängt Zuhören an: ich nehme die Unterschiede zwischen meiner Position und der des anderen wahr, bemerke neue Informationen etc. Faktenbasiertes Zuhören kann allerdings auch zu Diskussionen mit harten Bandagen führen, und dem Wunsch unbedingt die eigene Position durchzusetzen.

Stufe 3: „Empathisches Zuhören“

Empathisches Zuhören, das bedeutet wie oben beschrieben, ganz bei meinem Gegenüber zu sein und ein Stück in den Schuhen des Gegenübers zu laufen. Ich muss nicht seiner oder ihrer Meinung sein, und gleichzeitig kann ich ganz präsent sein und wahrnehmen / erspüren, welche Themen etc. wichtig für den anderen sind. Empathisches Zuhören ist die Voraussetzung für die Stufe 4.

Stufe 4: generatives Zuhören / generativer Dialog

Gemeinsam kann sich im generativen Dialog etwas Neues entwickeln. Beide Gesprächspartner sind ganz präsent, offen für neue Entwicklungen und Ideen und sind so ein „Container“, in dem Innovation entstehen kann. Manche Menschen beschreiben dies als „flow“

Und jetzt?

Einfach mal ausprobieren und beobachten, wie oft Sie im Verlauf eines Tages /einer Woche / eines Monats…) auf welcher Stufe zuhören und welche Konsequenz das für die Qualität des Gesprächs oder des Austauschs hat.

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