Neulich erschien in der New York Times ein interessanter Beitrag (Beitrag ansehen) mit dem Titel „Wenn Sie Ihr Telefon ablegen, könnten Sie länger leben“. In diesem Beitrag geht es um den Zusammenhang unserer Smartphone Nutzung und der Erhöhung des stressbedingten Hormons Cortisol, welches die Gesundheit langfristig beeinflussen kann. Auszüge hiervon – und meine eigene Erfahrung – habe ich nachstehend für Sie zusammengefasst.

Warum Sie – auch als Führungskraft – weniger Zeit am Smartphone verbringen sollten

Präsent sein: am Arbeitsplatz, bei Entscheidungen, in Gesprächssituationen – das ist eine wichtige Voraussetzung für gute Entscheidungen und einen Führungsstil, der die Menschen mitnimmt. Und für viele Führungskräfte ist das auch mit einem Bedürfnis (oder auch einer Erwartung an Sie) von ständiger Erreichbarkeit verbunden. Smartphones sind dazu perfekt …

Aber: Jegliche Zeit, die Sie an Ihrem Smartphone verbringen, wirkt sich nicht nur auf ihren Schlaf, sondern auch auf Ihr Selbstwertgefühl, Ihre Beziehungen, Ihr Gedächtnis, Ihre Aufmerksamkeitsspanne, Ihre Produktivität und Kreativität und Ihre Fähigkeiten zur Lösung von Problemen und Entscheidungsfindung aus. Hmm, sollten Smartphones mit diversen Apps, E-Mails etc. nicht eher meine Produktivität steigern?

Der New York Times Bericht hält dagegen: bei der Nutzung von Smartphones kommt es zu einer Erhöhung des Cortisolspiegels, welcher zu Veränderungen des Blutdrucks, der Herzfrequenz und des Blutzuckers führt. Generell ist die Ausschüttung des Cortisols in Gefahrensituationen sehr sinnvoll und wichtig, jedoch natürlich nicht bei der Nutzung von Smartphones. Und dennoch wird durch die (häufige) Nutzung von Smartphones Ihr Cortisolspiegel chronisch erhöht. Das kann – so die New York Times – die Gesundheit gefährden und möglicherweise auch lebensverkürzend wirken.

Das regt zum Nachdenken an, auch über den eigenen Umgang mit dem Smartphone.

3,25 Stunden am Tag verbringen Menschen durchschnittlich am Smartphone

Währens der Durchschnittsamerikaner 4 Stunden am Tag an seinem Smartphone verbringt, verbringt der Durchschnittsdeutsche 3,25 Stunden am Tag an seinem Smartphone. Immerhin, das ist etwas weniger.

Google stellte fest, dass „mobile Geräte mit Social Media, E-Mail und Nachrichten-Apps ein ständiges Pflichtgefühl erzeugen und so unbeabsichtigt persönlichen Stress.“ Prof. David Greenfield, ein amerikanischer Professor für klinische Psychiatrie fand heraus, dass der Cortisolspiegel bereits erhöht ist, wenn das Smartphone in Sichtweite oder in der Nähe ist, wir es hören oder wir nur denken, dass wir es hören würden. Dabei handelt es sich laut Greenfield um eine Stressreaktion, welche sich für uns unangenehm anfühlt. So geben wir der natürlichen Reaktion des Körpers nach uns überprüfen unser Smartphone, um Stress abzubauen.

Gibt man dem Verlangen nach wird es auf längere Frist noch schlimmer, da es zu einem weiteren Anstieg des Cortisolspiegels kommt und das Verlangen, dass Smartphone zu checken immer weiter steigt.

Es kommt zu einem chronisch erhöhtem Cortisolspiegel, welcher schwerwiegende Krankheiten und Gesundheitsprobleme, wie beispielsweise Depressionen, Fettleibigkeit, Diabetes Typ 2, Herzinfarkt oder Demenz und Schlaganfall, nach sich zieht.

Durch den erhöhten Cortisolspiegel wird auch der präfrontale Cortex, ein Gehirnbereich, welcher für die Entscheidungsfindung und rationales Denken zuständig ist, beeinträchtigt. Dies führt zu einer verminderten Selbstkontrolle und kann in bestimmten Konstellationen zu Problemen führen.

Über Smartphones permanent verfügbar sein, ist damit für viele Führungskräfte eher Fluch und weniger Segen: denn auf lange Sicht wird Produktivität und Entscheidungskraft so untergraben.

Und als Vorbild für Ihre Mitarbeiter/innen leben Sie ein Verhalten vor, dass vielleicht auch im unternehmerischen Kontext fragwürdig ist.

Wie Sie den Kreislauf durchbrechen können

Die gute Nachricht ist: Sie können den Kreislauf durchbrechen, Ihren Cortisolspiegel langfristig senken und so eine kurzfristige Verbesserung für Ihr Urteilsvermögen und eine langfristige Lösung für stressbedingt Gesundheitsprobleme schaffen.

Der erste Schritt zu einer Verminderten Smartphone-Nutzung: Das Deaktivieren von Push-Up-Benachrichtigungen. Schalten Sie alle Benachrichtigungen aus, außer die, die Sie wirklich bekommen möchten.

Der zweite Schritt: Beobachten Sie genau, wie sich eine App auf Sie psychisch und physisch auswirkt. Wie oft schauen Sie auf bestimmte Apps? Fühlen Sie in Verbindung damit Stress? Dann könnten Sie die Apps vom Startbildschirm verschieben und in einen weniger sichtbaren Ordner einfügen. Oder löschen Sie die App probeweise für einige Tage und überlegen Sie, ob Sie sie wirklich benötigen.

Der dritte Schritt: Das Smartphone „bereinigen“ – nur die Apps und Funktionen auf dem Smartphone belassen, die wirklich für Sie mit Blick auf Arbeit und Produktivität notwendig sind. Andere Anwendungen auf Laptop oder Tablet legen – so verringern Sie ganz automatisch die Nutzungszeit. Mit dem positiven Nebeneffekt, dass Sie Zeit für anderes (Sport, Familie, Freunde…) haben!

Auch Pausen vom Smartphone sind ein gutes und wirksames Mittel, um Ihren Körper wieder in Gleichgewicht zu bringen. Ein 24 Stunden digitales Fasten kann Wunder bewirken. Wenn 24 Stunden sich zu schwierig anhören: Beginnen Sie mit kleineren Schritten, z.B. Mittagspause ohne Smartphone.

Dem Smartphone weniger Aufmerksamkeit zu schenken, reduziert Stress zu reduzieren. Und das hilft resilienter zu werden und sich im (Berufs-)Alltag besser zu fühlen. Und laut New York Times kann das sogar lebensverlängernd sein.

Was habe ich im Umgang mit meinen Devices geändert?

Ich habe mich vor einiger Zeit noch einmal mit dem Thema Zeitmanagement beschäftigt und bin dabei auf das Buch “Make Time: How to focus on what matters every day! von Jake Knapp und John Zerratsky gestoßen.

Daraufhin habe ich mein Smartphone anders organisiert:

  • Alle Apps, die nicht unmittelbar zu meiner Produktivität beitragen habe ich vom Smartphone gelöscht.
  • Auf der Startseite sind nur noch elementare Apps
  • Töne / Benachrichtigungen habe ich (weitestgehend) ausgeschaltet
  • Meine Achtsamkeits-/ Meditationsapps habe ich bewusst auf dem Smartphone gelassen: hier möchte ich einen schnellen Zugriff realisieren können.
  • Und bei (privaten und geschäftlichen) Terminen kommt das Smartphone nur noch dann auf den Tisch, wenn ein konkreter Anlass besteht. Und nicht mehr um „noch mal schnell E-Mails, Xing, LinkedIn, Facebook, Whattsapp… zu checken.

Ergebnis: 45 Min. geringere Nutzungszeit pro Tag. Im Durchschnitt nutze ich das Smartphone ca. 60 Minuten. (und das ist ja genau genommen noch immer viel Zeit…)

Was jetzt tun?

Verhalten und Gewohnheiten zu verändern fällt uns Menschen in der Regel nicht leicht. Es braucht ein konkretes Ziel, einen Wunsch eine Absicht – und selbst dann, ist es oft nicht leicht diese auch umzusetzen.

Ich unterstütze Sie dabei gerne mit einem individuellen Coaching. Vielleicht möchten Sie aber auch die Selbstmanagement-Methode „Zürcher Ressourcen Modell“ kennenlernen und ausprobieren. Hier lernen Sie, wie Sie Ihre Ziele spielend leicht erreichen.